Gedanken, die mir zum Muttertag einfallen

Der Juwelier meines Vertrauens sagt auf einer Werbeanzeige, mancher Schmuck lasse Mütterherzen höher schlagen. Kann ich nur bestätigen. Besonders, wenn eine Mutter statt einem Herzen so etwas wie ein Organ der Gier hat, erfreut sie sich nicht nur an Schmuck, sondern auch an Geld und weniger an selbstgebackenem Kuchen. Warum gibt es eigentlich einen Feiertag für Mütter, der die Rolle der Frau auf das rein Biologische der Gebärerin, der Fleischproduzentin reduziert? Wie Rinder und Schweine werden die Gebärerinnen an einem Tag zusammengetrieben- in Restaurants, Cafés und Konditoreien sowie auch in Millionen Wohnzimmer, alle auf einmal wie eine Herde bereit, geschlachtet zu werden. Die Kinderlein konkurrieren um die besten Muttertagswünsche- vielleicht, weil sie aus dem psychologischen Rockzipfel-Komplex immer noch nicht herausgewachsen sind, oder auch, damit die Mama nicht vergißt, allen ihren Vaginalprodukten das zu vererben, was ihnen zusteht. Es gibt übrigens- und das verdrängt dieser Feiertag, nicht nur liebe und nette Mütter, sondern auch solche, die man lieber gleich von Anfang an zwangssterilisieren sollte: Mit wem sich da so manches Weibsbild paart und dann völlig gestörte und traumatisierte bzw. vernachlässigte Kinder hervorbringt, ist kaum zu glauben- Mörder, Gewalttäter, Psychopathen. Das sind wirklich Muttis, die man an so einem Tag ehren sollte. Leider wird in unserer Gesellschaft, und zwar überall auf der Welt, die Rolle der Frau immer noch als die der Gebärmaschine gesehen und auch bei uns wird viel zu viel Aufhebens um Muttis gemacht und viel zu wenig um Frauen. Ja, weltweit sind Frauen gezwungen, sich zu paaren und Nachkommen zu zeugen, damit sie irgend einen Wert und irgend eine soziale Absicherung haben. Mit Versagern und Typen, denen man weder am Tag noch in der Nacht begegnen möchte. Mutter scheint überhaupt so ein Wort zu sein, in das nur Gutes hineininterpretiert wird. Bist du allein und arbeitslos, bist du ein Schmarotzer, bist du Mutter, bist du eine Heldin. Mütter sind auch als Flüchtlinge willkommen, als ob sie durch das Produzieren eines Vaginalspermalprodukts ein anderes Rechtsobjekt wären. Dieses Überbewerten der Mutterrolle und das Unterbewerten des Menschen an sich oder der Frau an sich wird auch weiterhin dazu führen, dass im Krieg und auf der Flucht, wo die Menschen doch wirklich Anderes zu tun hätten, lauter Kinder-Mitleidsobjekte produziert werden und alle Probleme der Politik unter den Teppich gekehrt werden. Eine Frau ist auch ohne Mutter zu sein etwas wert, oder nicht? Und es gibt genug Kinder, die einer Mutter nicht dankbar zu sein brauchen, sondern sie am Liebsten für das, was ihnen angetan wurde, verklagen würden. Aber darüber spricht man nicht, denn Heuchelei ist bei uns Menschen sehr beliebt und wird nie aus der Mode kommen.

Über ruthwitt

Politikwissenschafterin.
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